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28.03.2023
von
Anna Kramer
Digitalisierung als Herausforderung der Kultur: Während in vielen Branchen digitales Arbeiten fester Bestandteil des Arbeitsalltags ist, hat die Corona-Pandemie offengelegt, woran es Kulturbetrieben mangelt.
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Die Digitalisierung hat für Kulturinstitutionen spätestens mit Beginn der Corona-Pandemie eine ganz neue Relevanz erhalten – schließlich waren in Lockdown-Zeiten digitale Kommunikationskanäle der wohl meistgenutzte Weg, wenn es darum ging, in Kontakt zu bleiben: egal ob mit unseren Familien und Freund*innen, unseren Arbeitskolleg*innen – oder, im Falle von Künstler*innen und Kulturinstitutionen gleichermaßen, mit dem kulturinteressierten Publikum. Als logische Konsequenz haben seitdem sowohl Kulturbetriebe als auch freie Künstler*innen ihre Ressourcen darauf ausgerichtet, ihre Werke vermehrt auch digital zugänglich zu machen. Die wohl verbreitetste Form stellen Livestreams und Aufzeichnungen von Bühnenwerken oder Konzerten dar, die entweder kostenlos oder gegen eine Ticketgebühr abgerufen werden können. Darüber hinaus experimentieren vielen Künstler*innen mit digitalen Ausdrucksformen, um den digitalen Raum als eigene Bühne zu etablieren und diese beispielsweise mittels VR-Technologie zu bespielen. Diese Entwicklung hält auch an den öffentlichen geförderten Kulturbetrieben Einzug: So hat beispielsweise das Staatstheater Augsburg in den letzten Jahren daran gearbeitet, die digitale Bühne als eigene Sparte zu etablieren, deren künstlerische Ausrichtung gleichberechtigt zu weiteren Sparten des Hauses zu entwickeln und im Spielplan abzubilden. Das Theater Dortmund wiederum leistet mit seiner Akademie für Theater und Digitalität einen wichtigen Beitrag zur künstlerisch-technischen und künstlerisch-wissenschaftlichen Forschungsarbeit, indem digitale Tools und Methoden für den Theaterbetrieb entwickelt und erprobt werden.
Abseits der Theaterwelt lassen sich in den bildenden Künsten ähnliche Entwicklungen beobachten: Neben der Digitalisierung von Sammlungsbeständen und der freien Verfügbarmachung der daraus entstandenen Digitalisate, etwa über eine Creative-Commons-Lizenz, setzen Museen weltweit inzwischen auch vielfältige virtuelle Ausstellungskonzepte um. So können Besuchende Ausstellungen beispielsweise virtuell erleben, indem sie sich live von einem Roboter durch das Museum führen lassen ohne selbst vor Ort zu sein. Auch virtuelle Ausstellungsräume, in denen zwei- und dreidimensionale Kunstwerke platziert werden und 360-Grad-Rundgänge durch Kulturinstitutionen, die über einen Internetbrowser angesehen werden können, werden als Werkzeuge zur Kulturvermittlung eingesetzt. Eines der bekanntesten Angebote ist Google Arts & Culture, das Sehenswürdigkeiten auf der ganzen Welt online mittels Street View und 360-Grad-Videoaufnahmen zugänglich macht.
Wenn wir aus der Sicht von Kulturinstitutionen, und in unserem Fall aus der Sicht eines Theaterbetriebs, über Digitalität sprechen, ist der digitale Zugang zu Kunst und Kultur jedoch nur ein Aspekt in einer Reihe vieler weiterer Themen und Fragestellungen, die es zu diskutieren gilt. Während in vielen anderen Branchen digitales – und damit meinen wir kollaboratives und vor allen Dingen vernetztes – Arbeiten schon fester Bestandteil des Arbeitsalltags ist, hat die Corona-Pandemie offengelegt, woran es vielen Kulturbetrieben mangelt. So war der Umzug ins Homeoffice für viele Beschäftigte an Theaterbetrieben schlichtweg nicht möglich, da die technische Infrastruktur weder vorhanden noch erprobt war. Prozesse, die automatisiert ablaufen könnten, sind veraltet und erfordern damit enorme Ressourcen zeitlicher und personeller Natur. Diese Diskrepanz wird vor allem dann offensichtlich, wenn man einen Blick auf das Gefälle von fortschrittlichen technologischen Lösungen im künstlerischen Bereich, etwa der Beleuchtungs-, Ton- und Videoabteilungen, und längst überholten Arbeitsweisen in der Theateradministration wirft. Das Problem ist offensichtlich – aber wie kann es gelöst werden?
Am Theater Regensburg haben wir uns genau dieser Diskussion angenommen: Wir wollen herausfinden, welche Aufgaben es zu bewältigen gilt, um ein Verständnis eines zukunftsfähigen Theaterbetriebs zu entwickeln und uns dieser Vision Schritt für Schritt annähern. Mit diesem Bewusstsein werden am Theater Regensburg seit September 2021 die Weichen für einen umfassenden Transformationsprozess gestellt. Wir konzentrieren uns dabei nicht nur auf die künstlerischen Bereiche, sondern priorisieren bewusst die dahinterliegende Organisation, also das Theater mit all seinen Gewerken und Mitarbeiter*innen, Anforderungen und Arbeitsprozessen. Nach einer umfangreichen Analysephase im Herbst und Winter 2021, welche zum einen den digitalen Status Quo und zum anderen den Bedarf zusätzlicher digitaler Strukturen untersucht hat, konnten wir bereits einige Projekte umsetzen und auf den Weg bringen. Dafür diskutieren wir Projektvorschläge, die zur Lösung von zentralen Handlungsfeldern beitragen sollen, entwickeln Konzepte für die Einbindung von Mitarbeitenden in den Transformationsprozess und vernetzen uns mit Kolleg*innen anderer Theater und Institutionen, die einen ähnlichen Prozess durchlaufen. In den letzten Monaten haben wir viel gelernt und wichtige Erfahrungen gemacht. Welche Hindernisse und Chancen, Entscheidungen und Lösungen uns auf diesem Weg begegnet sind und in Zukunft begegnen werden, möchten wir gerne mit Ihnen teilen und Ihnen künftig einen Einblick in das Innenleben des Theater Regensburg ermöglichen, denn wir sind uns sicher: ein solch umfassender Veränderungsprozess ist nicht nur für uns spannend und lehrreich.
„Am Theater Regensburg ist in Sachen Digitalisierung viel zu tun!“ Wir geben einen ungeschönten Einblick in die zentralen Ergebnisse unserer Analyse des digitalen Transformationsbedarfs.
Große Freude am Theater Regensburg: Wir haben die Förderzusage erhalten und werden von der Kulturstiftung des Bundes im Rahmen unseres Projekts WAHRHEITEN gefördert. Um was es dabei geht? Wir erzählen es Ihnen.