Nach fast 90 Jahren kehrt Joseph Beers verloren geglaubte Operette DER PRINZ VON SCHIRAS als langersehnte Deutsche Erstaufführung auf die Bühne zurück. Die mit dem begehrten
Operetten-Frosch ausgezeichnete Inszenierung ist derzeit im Bismarckplatz zu sehen. Warum das für Intendant Sebastian Ritschel und das ganze Team ein echtes Geschenk ist, verraten er und Ausstattungsleiter Kristopher Kempf im Interview.
Mit seinem ersten Bühnenwerk, der exotischen Operette DER PRINZ VON SCHIRAS, feierte der junge Joseph Beer seinen großen internationalen Durchbruch. Der Sensationserfolg wurde 1934 in Zürich uraufgeführt und bald darauf in halb Europa und Südamerika nachgespielt. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an Nazi-Deutschland wurden Beers Werke wegen seiner jüdischen Abstammung verboten und verschwanden von den Spielplänen. Nach 90 Jahren kehrt DER PRINZ VON SCHIRAS nun als langersehnte Deutsche Erstaufführung auf die Bühne zurück.
Wie kam es dazu, dass diese verschollen geglaubte Operette jetzt am Theater Regensburg seine Deutsche Erstaufführung feiern kann?
Sebastian Ritschel Joseph Beer ist das erste Mal vor knapp 7 Jahren in Form einer CD-Aufnahme von der Operette DIE POLNISCHE HOCHZEIT auf meinem Schreibtisch gelandet. Ich bin mit dieser Operette durch ganz Deutschland gefahren und wollte eine*n Intendant*in überzeugen, diese zu spielen. Das hat letzten Endes funktioniert. Ich durfte DIE POLNISCHE HOCHZEIT an der Oper Graz inszenieren. In diesem Kontext, mit der Beschäftigung mit Joseph Beer sind Ronny Scholz und ich in einem Berliner Antiquariat auf einen alten Klavierauszug gestoßen, der da hieß: DER PRINZ VON SCHIRAS vom Komponisten Joseph Beer. Komplett neu, nie aufgeblättert. Diesen haben wir gekauft und haben uns dann auf Recherche begeben. Gibt es das Stück, wo gibt es das Stück, wer hat die Noten und das ist tatsächlich während der letzten Jahre ein echter Krimi gewesen. Auch über die Töchter von Joseph Beer haben wir versucht Kontakte zu knüpfen. Letzten Endes haben wir dann als Theater Regensburg den Auftrag gegeben dieses Stück zu rekonstruieren. Und wie das manchmal im Leben so ist, tauchten dann plötzlich die Originalnoten auf und dann haben wir den Wahnsinn betrieben, dieses Werk gemeinsam mit dem Verlag Doblinger in Wien, der auch DIE POLNISCHE HOCHZEIT vertreibt, neu zu edieren. Deshalb freue ich mich umso mehr, dass wir am 16.12.23 endlich DER PRINZ VON SCHIRAS herausbringen, nachdem die Operette fast 90 Jahre nicht erklungen ist.
Was ist das Besondere an dieser Inszenierung?
Sebastian Ritschel Das Besondere an dieser Operette ist, wie bei allen Operetten aus der Zeit 1934, die Sehnsucht nach dem Fremden, nach etwas, was man nicht sofort fassen kann. Dieses riesengroße Geschenk, was Kristopher Kempf für uns als Bühnenbild entworfen hat, wird sich öffnen und uns die Welt von Schiras präsentieren. Die Kostümabteilung hat sich voll ins Zeug geschmissen und für dieses große Ausstattungsoperette wunderbare Kostüme geschneidert. Wir haben ein riesengroßes Ensemble und die sind alle ganz zauberhaft angezogen. Ich bin sehr dankbar mit so einer hervorragenden Kostümabteilung arbeiten zu dürfen, die diese Entwürfe, die man auf dem Papier macht, zum Leben erweckt hat.
Ich glaube, dass hier am 16.12. etwas wirklich sehr Besonderes passiert, nämlich die Wiedergeburt eines ganz tollen musikalischen Meisterwerks und dazu möchte ich alle ganz herzlich einladen nach Regensburg zu kommen und diesen unglaublichen Komponisten mit seinem Oeuvre zu entdecken.
Wir sehen ein riesiges Geschenk auf der Bühne, wie ist die Idee zum Bühnenbild entstanden?
Kristopher Kempf Die Idee zum Bühnenbild ist tatsächlich über die Findung der Noten entstanden. Diese Geschichte habe ich als solches Geschenk empfunden, dass sich der Begriff des Geschenks auf einmal als Bild in das Stück gefügt hat.
Es gibt drei Akte und die Stadien: schönes Geschenk, geöffnetes Geschenk und zerrissenes, kaputtes Geschenk passen genau auf die Themen der drei Akte. Das fand ich so sinnbildlich, dass ich dabei geblieben bin. Und deshalb steht jetzt ein überdimensionales Geschenk auf der Bühne im Bismarckplatz. Die Werkstätten haben über 1000 silberne Platten händisch einzeln mit Stoff bezogen damit es besonders schön funkelt. Dafür haben wir einen speziellen Stoff gefunden, der die Farbe annimmt, der irisiert in den unterschiedlichen Farbtönen. Wenn es sich dann im Licht auf der Bühne dreht und die Darsteller*innen mit ihren Kostümen davorstehen, ist das eine absolute Augenweide.
Apropos Weide, was hat es mit den vielen Rosen im Bühnenbild auf sich?
Kristopher Kempf Im Stück spielen die Rosen von Schiras eine große Rolle, sie werden vom Prinzen immer besungen, er bezeichnet seine Frauen als Rosen, aber er spricht auch immer von den Rosen von Schiras und deshalb spielen diese Rosen natürlich auch in meinem Bühnenbild eine große Rolle. Im Deckel hängt ein überdimensionales Rosenbeet. Es wird ordentlich glitzern und schillern, also Operette sich wer kann.
PS: Der Bayerische Rundfunk wird die Vorstellung gemeinsam mit dem Deutschlandfunk aufzeichnen und am 29. Dezember um 20.03 Uhr übertragen.