Auf der Suche nach ...
© Kostümskizzen von Jan Hendrik Neidert & Lorena Díaz Stephens
09.05.2023
Kleine Annoncen erhalten die Freundschaft. Spoliansky-Revue ALLES SCHWINDEL sorgt für Ohrwürmer und Schwindelanfälle. Eine wahre Wiederentdeckung mit aktueller Story.
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Wussten Sie, dass die erste Kontaktanzeige bereits im Jahr 1695 aufgegeben wurde? In der englischen Wochenzeitschrift „Sammlung für den Fortschritt in Handel, Haus- und Landwirtschaft“ suchte ein Herr um die 30, von sehr gutem Stand, eine Dame zum Verbinden, die „ein Vermögen von ungefähr 3.000 Pfund besitzt“. Ob das Gesuch von Erfolg gekrönt war, ist leider nicht überliefert. Nach anfangs negativen Rückmeldungen der Leserschaft – diese hielt solche Annoncen für unseriös und unmoralisch – setzte sich die schriftliche Form der Partnersuche in Printmedien bis ins 20. Jahrhundert immer weiter durch.
Mit einer Kontaktanzeige beginnt auch die zeitlose Burleske ALLES SCHWINDEL, die am 20. Mai Premiere im Antoniushaus feiert: Auf der Suche nach Abenteuer schaltet Evelyne Hill eine solche Annonce und prompt folgt ein Blinddate mit Tonio Hendricks. Dumm nur, dass Tonio und Evelyne einen Autounfall haben, der alle Vorhaben durchkreuzt und sie in einen Strudel aus hanebüchenen Verwechslungen und bodenlosen Schwindeleien hineinzieht. Ein Abenteuer, ganz nach Evelynes Geschmack ...
Die doppelbödige Story besticht nicht nur durch die scharfzüngigen Dialoge von Marcellus Schiffer, sondern mehr noch durch die mitreißenden Melodien von Mischa Spolianksy. Der Komponist war in den 1920er- und 30er-Jahren eine prägende Figur der Theaterszene. So debütierte beispielsweise 1928 in seiner Revue ES LIEGT IN DER LUFT Marlene Dietrich, die ein Jahr später in Spolianksys ZWEI KRAWATTEN für den Film DER BLAUE ENGEL entdeckt wurde. Für die Uraufführung von ALLES SCHWINDEL, ein Großereignis mit Gala-Stimmung im Jahr 1931 in Berlin, reiste die Dietrich dann extra aus Hollywood an. Ein Ereignis wird ALLES SCHWINDEL auch im Antoniushaus. Die heutzutage selten gespielte Burleske ist nämlich eine wahre Wiederentdeckung mit aktueller Story.
Freuen Sie sich auf verrückte Figuren, skurrile Etablissements wie das Velodream oder die Pinke Bar und aberwitzige Scheinwelten in bunter Comic-Ästhetik. Die im Geist der Entstehungszeit gefärbten Melodien bleiben bei diesem rasanten Kostüm-, Musik- und Tanzabend auf jeden Fall im Ohr. Und wer weiß, vielleicht finden Sie ja per Kontaktanzeige vor Ort auch ihr Liebesglück – oder ein Abenteuer.
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