Zahlenspiel
03.05.2023
von
Anna Kramer
Nach zwei Tagen Akademie Zero in Wuppertal blicken wir zurück und stellen fest: Klimaneutralität in der Kultur zu erreichen geht nur gemeinsam. Es folgt ein Blick auf unsere wichtigsten Learnings – nicht nur für unser klimaneutrales Projekt WAHRHEITEN.
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Wir müssen gestehen: vor unserem Besuch in Wuppertal, war für Teile unseres WAHRHEITEN-Projektteams die Großstadt im Bergischen Land unbekanntes Terrain. Doch nachdem Johanna Loher, Co-Projektleiterin und „Partner in Climate (not Crime)”, und ich auf Einladung der Kulturstiftung des Bundes zwei Tage mit den anderen Fonds-Zero-Projektteams in Wuppertal verbringen durften, hat uns nicht nur die berühmte Wuppertaler Schwebebahn nachhaltig beeindruckt, sondern auch der Transformationswille der Stadt. Höchste Zeit also, unsere Erkenntnisse und Rückschlüsse des ersten Treffens der Akademie Zero zu reflektieren.
Mit besonderer Spannung haben alle Teilnehmenden die Auswertungen unseres ersten Meilensteins im Rahmen des Fonds Zero erwartet, denn bis zum 1. März 2023 mussten alle teilnehmenden Institutionen eine Hausklimabilanz erarbeiten. Nachdem wir bereits in der vergangenen Spielzeit unsere erste Klimabilanz veröffentlicht haben, konnten wir anhand unserer Datengrundlage bereits einige Rückschlüsse ziehen. Die Auswertung unserer Daten zeigt und bestätigt uns: wir sind auf dem richtigen Weg. So konnten wir durch die Umstellung auf Ökostrom unsere Emissionen im Vergleich zur Bilanz der Spielzeit 2018/19 bereits drastisch reduzieren. Aber auf dem richtigen Weg bedeutet auch, dass wir noch nicht am Ziel angekommen sind. Für uns – und für fast alle Teams, mit denen wir uns austauschen konnten – ist der Faktor (Publikums-)Mobilität das größte Problemfeld. Dass Mobilität ein reines Zahlenspiel ist, wurde uns besonders im direkten Vergleich mit Besuchendenzahlen von Museen bewusst. Aber wo setzen wir an, um unsere Besucher*innen und unsere Kolleg*innen zur (mindestens) klimafreundlichen Anreise zu motivieren ohne unsere Besuchendenzahlen zu reduzieren, um Emissionen zu vermeiden? Denn – wir erinnern uns an leere Theatersäle zu Pandemiezeiten – ohne unsere Besucher*innen kein Kulturerleben, ohne unsere Künstler*innen und Kolleg*innen keine Kunst.
Veränderung braucht Mut und Initiative. Neue Lösungen und Strategien auf dem Weg zur Klimaneutralität zu erproben, geht nur gemeinsam. Dass nicht nur Kulturinstitutionen davon profitieren, den eigenen Horizont durch den Austausch im Transformationsprozess zu erweitern, zeigt die Zusammenarbeit zwischen dem Wuppertal Institut und den Wuppertaler Bühnen eindrücklich. Bereits im Frühjahr 2019 tauschten Opernintendant Berthold Schneider und der damalige Präsident des Wuppertal Instituts Prof. Dr. Uwe Schneidewind – inzwischen Oberbürgermeister von Wuppertal – ihre Jobs, um Transformation in ihren Wirkungsstätten neu und mit einem innovativen Blick auf die Stadtgesellschaft zu denken. Diese Synergien setzen sich fort, sodass in Wuppertal gleich zwei Fonds Zero Projekte beheimatet sind und unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Wuppertal Institut entstehen.
Für uns ist dabei aber besonders eine Einsicht zentral: Mit Blick auf den jüngsten IPCC-Bericht ordnet Manfred Fischedick, Präsident und Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts, in seinem Impulsvortrag ein, welche Rolle der Kultur bei der Bewältigung der Klimakrise tatsächlich zukommen kann. Denn, obwohl die CO2-Emissionen aller Kulturbetriebe kulminiert signifikant sind, stellen sie nur einen Bruchteil der Emissionen dar, die es zu reduzieren gilt. Viel wichtiger als der CO2-Fußabdruck der Kultur sei daher ihr Handabdruck – also die positive Strahlkraft, die Kulturschaffende mit ihrer Kunst erwirken können. Getreu dem Motto: tue Gutes und rede darüber – denn die Klimaneutralität können wir als Gesellschaft nur gemeinsam erreichen.
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