1984

Musiktheater

1984

Oper in drei Akten

Musik von Lorin Maazel
Libretto von J. D. McClatchy und Thomas Meehan nach dem gleichnamigen Roman von George Orwell
Fassung für mittelgroßes Orchester bearbeitet von Norbert Biermann im Auftrag des Theater Regensburg

In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln
14+

Dauer: ca. 2 Stunden 45 Minuten | eine Pause

In Kooperation mit
CANTEMUS Regensburg

Deutsche Erstaufführung

Im totalitären Ozeanien regiert die alles beherrschende INGSOC-Partei. Sie unterzieht die Bevölkerung einer propagandistischen Gehirnwäsche, um ihrem Anführer „Big Brother“ gedankenlos zu gehorchen. Winston Smith ist ein einfacher Parteifunktionär. Seine Aufgabe ist es, im „Ministerium für Wahrheit“ die Geschichte so umzuschreiben, dass sie mit dem aktuellen politischen Denken in Einklang zu bringen ist. Winstons freiheitliche Gedanken führen ihn jedoch dazu, heimlich gegen die Regierung zu rebellieren. Er geht eine verbotene Affäre mit der gleichgesinnten Julia ein. Die „Gedankenverbrecher“ werden enttarnt und arretiert. Durch Folter soll Winston nicht nur körperlich gebrochen, sondern auch seiner geistigen Unabhängigkeit und menschlichen Würde beraubt werden …

George Orwell schrieb seinen dystopischen Roman NINETEEN EIGHTY-FOUR als eindringliche Warnung vor totalitären Regimes. Seine Darstellung eines Staates, in dem Cyber-Überwachung, Geschichtsrevision und Gedankenpolizei den Alltag „gläserner“ Bürger bestimmen, ist ein zeitloses Mahnmal.

Lorin Maazel (1930–2014) und seine Librettisten schufen mit 1984 eine „Oper für die Gegenwart“. Das Werk, welches ursprünglich von August Everding in Auftrag gegeben worden war, wurde 2005 am Royal Opera House in London unter der Leitung des Komponisten uraufgeführt. Maazels großangelegtes Panorama umfasst ganz im Sinne der Zeitoper Musik für politische und pseudo-religiöse Rituale, zitiert Volksliedhaftes sowie 50er-Jahre-Pop und gibt Raum für große Gefühle, denn für den Komponisten besteht der Kern der Oper in der Liebesgeschichte von Winston und Julia.

Nach weiteren erfolgreichen Aufführungen in Mailand (2008) und Valencia (2011) entdeckt die Regensburger Produktion das Werk jetzt für die Bühne wieder.

Besetzung

03.06.2023, 19.30 Uhr
Ensemble Ensemble © Marie Liebig
Ensemble © Marie Liebig
Carlos Moreno Pelizari & Ensemble Carlos Moreno Pelizari & Ensemble © Marie Liebig
Carlos Moreno Pelizari & Ensemble © Marie Liebig
Cantemus Chor Cantemus Chor © Marie Liebig
Cantemus Chor © Marie Liebig
Cantemus Chor & Opernchor Cantemus Chor & Opernchor © Marie Liebig
Cantemus Chor & Opernchor © Marie Liebig
Damen vom Opernchor Damen vom Opernchor © Marie Liebig
Damen vom Opernchor © Marie Liebig
Ensemble Ensemble © Marie Liebig
Ensemble © Marie Liebig
Roger Krebs & Jan Żądło Roger Krebs & Jan Żądło © Marie Liebig
Roger Krebs & Jan Żądło © Marie Liebig
Theodora Varga & Jan Żądło Theodora Varga & Jan Żądło © Marie Liebig
Theodora Varga & Jan Żądło © Marie Liebig
Jan Żądło, Anthony Webb & Theodora Varga Jan Żądło, Anthony Webb & Theodora Varga © Marie Liebig
Jan Żądło, Anthony Webb & Theodora Varga © Marie Liebig
Jan Żądło, Theodora Varga & Opernchor Jan Żądło, Theodora Varga & Opernchor © Marie Liebig
Jan Żądło, Theodora Varga & Opernchor © Marie Liebig
Jonas Atwood, Kirsten Labonte & Opernchor Jonas Atwood, Kirsten Labonte & Opernchor © Marie Liebig
Jonas Atwood, Kirsten Labonte & Opernchor © Marie Liebig
Anthony Webb & Opernchor Anthony Webb & Opernchor © Marie Liebig
Anthony Webb & Opernchor © Marie Liebig
Jan Żądło Jan Żądło © Marie Liebig
Jan Żądło © Marie Liebig
 
 

Presse

Markus Thiel
Münchner Merkur

„Ein Kraftakt fürs jüngste Staatstheater Bayerns, das sich von Norbert Biermann eine eingedampfte Orchesterversion schreiben ließ – dies mit Billigung von Maazels Witwe Dietlinde Turban, die zur Premiere angereist war. Die Regie besorgte Intendant Sebastian Ritschel selbst. Seine aktuelle Saison trägt das Motto ‚Wahrheiten‘. Bislang gab es dazu unter anderem Gottfried von Einems Kafka-Oper ‚Der Prozess‘, Udo Zimmermanns ‚Weiße Rose‘ und die Familienoper ‚Pinocchios Abenteuer‘. Regensburg traut sich was, ‚1984‘ ist der weit ausstrahlende Spielzeit-Höhepunkt. […]
Der Film-Einsatz bleibt klug dosiert. Die Folter-Szenen werden nur angedeutet (was einige Premierenbesucher trotzdem das Haus verlassen lässt). Überhaupt ist die Aufführung in der Wahl ihrer szenischen Mittel sehr balanciert. Ergebnis ist eine intelligente und sehr adäquate Realisierung des Stücks. Und dies auch noch in hervorragender Besetzung. […]
Opernchor und Cantemus Chor werfen sich mit großem Einsatz ins Stück. Wie man überhaupt spürt, mit welcher Verve das Theater Regensburg sich ‚1984‘ zur ureigenen Angelegenheit gemacht hat. Ein einhelliger Publikumserfolg. Und ein heißer Opern-Tipp. Wer weiß, wie lange der Dreiakter auf seine nächste Premiere warten muss. Die Neufassung hat jedenfalls bewiesen: Auch mittlere Häuser können eine Produktion riskieren.“ – (5.6.23)

Peter Jungblut
BR Klassik
„Seit der Uraufführung 2005 in London hatte diese Oper keinen sonderlich guten Ruf. Der Regensburger Intendant Sebastian Ritschel ließ sich davon nicht abschrecken. An seinem Haus fand die Deutsche Erstaufführung des Werkes statt. Mit der musikalischen Geisterbahnfahrt nach dem berühmten Roman von George Orwell landete er einen Publikumserfolg. [...]
Unterhaltsam ist diese Oper, das lässt sich nicht bestreiten, zumal Sebastian Ritschel sie als sein eigener Licht- und Kostümdesigner bildmächtig und spannend inszeniert hat. [...]
Für ein Haus wie das Theater Regensburg ist es eine gewaltige Leistung, dieses Werk überhaupt auf die Bühne zu bringen: Norbert Biermann passte die riesenhafte Originalpartitur der Londoner Uraufführung dem kleineren Orchester an, und zwar mit beachtlichem Geschick. Chor und Kinderchor waren ausnehmend motiviert, wie auch die neun Solisten, allen voran der polnische Bariton Jan Zadlo als Winston, die rumänische Sopranistin Theodora Varga als seine Geliebte Julia und der amerikanische Tenor Anthony Webb als Staatssicherheitsmann und Folterknecht O'Brien. [...]
Insgesamt eine fulminante Geisterbahnfahrt auf dem Rummelplatz der Wahrheiten. Der Applaus war entsprechend einhellig.“ – (3.6.23)

Franziska Stürz
Deutschlandfunk Kultur

„Dieses Stück gehört absolut in unsere Zeit und an deutsche Theater“, sagt Franziska Stürz in Deutschlandfunk Kultur. – (3.6.23)

Klaus Kalchschmid
Süddeutsche Zeitung & Die deutsche Bühne

„Die fast 20 Jahre seit ihrer Entstehung haben die Partitur freilich nicht altern, sondern gut reifen lassen. Immerhin war die Uraufführung doch umstritten und Maazel sah sich dem Vorwurf ausgesetzt, mit eingängiger Musik den Gehalt des Romans zu verwässern. Heute stört sich kaum jemand mehr am Ekklektizismus der Partitur, an den Anleihen bei Kurt Weill oder vor allem Benjamin Britten, die Maazel effektvoll zu nutzen weiß.
Das wird gerade in der ‚Fassung für mittelgroßes Orchester‘ deutlich, die Norbert Biermann für Regensburg erstellte. Allenfalls bei den Streichern fällt das ein wenig auf, denn gerade die langen Passagen, in denen tiefe Blechbläser dominieren, haben auch in dieser Version eine enorme Wucht und Kraft. [...] Das Philharmonische Orchester Regensburg ist seinen komplexen Aufgaben hier erstaunlich gut gewachsen. [...]
Ensemblemitglied Kirsten Labonte verblüfft mit Stratosphärenglanz, Agilität und mühelosen Spitzentönen in verschiedenen Rollen. Theodora Varga setzt als Julia ihren dramatischen Sopran mit großer Wirkung ein. Währenddessen ist ihr Geliebter Winston als Bariton-Partie angelegt, die alles Lyrische sprengt: Der Pole Jan Żądło bewältigt sie mit großer Bühnenpräsenz facettenreich. [...]'
Anthony Webb verkörpert den im „Ministerium für Liebe“ als Spion angestellten O‘Brien als schillernde Mischung aus Charakter- und Heldentenor. [...] Kleinere Rollen wie Syme (Carlos Moreno Pelizari) oder Parsons (Jonas Atwood) sind aus dem Ensemble hervorragend besetzt. [...]
Wie zu Beginn der Spielzeit bei Gottfried von Einems Oper nach Franz Kafkas ‚Der Prozeß‘ (einer anderen berühmten literarischen Dystopie) die den Überwachungsstaat immer nur erahnen lässt, führte Regie der Regensburger Intendant Sebastian Ritschel und entwarf auch die Kostüme. Zusammen mit der Uraufführung von Anton Lubchenkos ‚Wir‘ nach dem gleichnamigen Roman von Jewgeni Samjatin aus dem Jahr 1920, der Inspirationsquelle für Orwell war, ist so innerhalb eines Jahres in Regensburg eine feine Trilogie musiktheatralischer Fassungen von beängstigenden Science-Fiction-Romanen entstanden. Eine derart inhaltlich originelle, zeitgemäße Programmierung mit Raritäten des 20. Jahrhunderts würde einem finanziell üppig ausgestatteten Repertoirehaus wie der Bayerischen Staatsoper auch einmal gut anstehen!“ – (4.6.23)

Claudia Böckel
Mittelbayerische Zeitung
„Diese Aufführung wird nicht allen gefallen, gefällig ist was Anderes. [...]
Der Komponist bedient sich unglaublich vieler Stilzitate. Liebesduette klingen nach Puccini oder Verdi, Marschmusik nach Marschmusik, die Gymnastik-Instruktorin bringt ihre Anweisungen als ausgeflippte Koloraturarie rüber (fantastisch Kirsten Labonte, die auch dem Chor als Solosopran noch ein Glanzlicht aufsetzte). Die sehr private Szene im verbotenen Liebesnest über dem antiquierten Antiquitätenladen wird untermalt von einem romantischen Schlager (genau den richtigen entspannten Ton dafür treffend: Mezzosopranistin Svitlana Slyvia). Zudem gibt es Cabaret-Einlagen (Fabiana Locke in blauem Glitzer), eine Hymne für Oceania, plakativ, sehr laut, sehr präsent, erhebend geradezu, einen Hass-Chor, gezischt und geflüstert vom sehr gut instruierten Opernchor (Einstudierung Alistair Lilley), einen Kinderchor (Cantemus, Matthias Schlier), der ein Spottlied über die London Bridge singt beim Aufmarsch auf dem Victory Square. Das alles klingt farbig, pompös, vielfältig, fast immer beängstigend und bedrängend. [...]
Der polnische Bariton Jan Zadlo ist nahezu die drei Stunden der Aufführung auf der Bühne, kann die verschiedensten Gefühle in seine Stimme legen [...]. 
Theodora Varga ist ein fantastisches Gegenüber, zeigt Abschattierungen und Differenzierung. Weniger ausdifferenziert scheint die Rolle des O'Brien, dennoch ebenfalls beeindruckend gesungen vom Tenor Anthony Webb. Auch alle anderen Partien sind adäquat besetzt.“ – (5.6.23)
Jörn Florian Fuchs
Deutschlandfunk

„Die Regensburger Produktion fand ich über weite Strecken wirklich ergreifend und unter die Haut gehend, und auch in die Ohren gehend“, sagt Jörn Florian Fuchs im Deutschlandfunk. – (5.6.23)