Der Zinnsoldat und die Papiertänzerin erobert wieder die Bühne im Jungen Theater.
Schauspiel
Tragikomödie nach Miguel de Cervantes Saavedra
von Jakob Nolte
Aus dem Spanischen von Susanne LangeDauer: ca. 1 Stunde 40 Minuten | keine Pause
Alonso Quijano will nach übermäßiger Lektüre von Ritterromanen als fahrender Ritter in die weite Welt hinausziehen. Er nennt sich fortan Don Quijote von La Mancha und beauftragt sich selbst mit der ehrenvollen Aufgabe, seine Mitmenschen gegen das Böse zu verteidigen, denn: Davon gibt es genug. Er fantasiert sich sein klappriges altes Pferd zu einem stolzen Ross namens Rosinante, träumt von seiner schönen Dulcinea und findet in Sancho Panza einen treuen Gefährten.
Die Heldentaten der beiden enden jedoch meist in brutalen Niederlagen, weshalb Don Quijote den Beinamen „Der Ritter von der traurigen Gestalt“ erhält. Und auch mit Sancho Panzas Traum, der sich als zukünftiger Herrscher eines Eilands sieht, will es nicht so recht was werden. Nichtsdestotrotz bleibt ihre Vorstellungskraft unbesiegt: Sie scheitern, stehen wieder auf, kämpfen weiter gegen Windmühlen und erschaffen dabei immer wieder die von Don Quijote glorifizierte Welt der Ritterromane, ohne zu bemerken, dass das Rittertum und seine Ideale bereits vor Jahrhunderten untergegangen sind.
Der berühmte Roman von Cervantes wird in dieser filigran poetischen Fassung zu einem Fest für zwei Schauspieler, die sich an der Welt und aneinander bis zur völligen Erschöpfung abarbeiten. Dabei geht es um den Kern dessen, was Theater ist: Realität mit Sprache, Körper und Bühne illusionieren.
„Paul Wiesmann und Jonas Julian Niemann, beide neue Ensemblemitglieder, verkörpern das Gespann mit großer Natürlichkeit und funkensprühender Spielfreude. Sie allein füllen die Bühne überzeugend von der ersten der 100 Minuten bis zum Ende. Dann gab es langen stehenden Applaus und Lob von Intendant Sebastian Ritschel für das Team. […]
Mit erlesenen theatralen Mitteln zeigen die Beteiligten, worum es auch in diesem Stück geht: Mit Imaginärem virtuos zu spielen, Illusionen zu schaffen.“ – (18.10.2022)