Der Zinnsoldat und die Papiertänzerin erobert wieder die Bühne im Jungen Theater.
Schauspiel
Heimkehrerdrama von Wolfgang Borchert
Dauer: ca 2 Stunden 30 Minuten | eine Pause
Zu allen Vorstellungen (außer der Premiere) findet 30 Minuten vor Beginn eine Einführung und im Anschluss ein Nachgespräch statt.
Die Inszenierung ist zu den Bayrischen Theatertagen 2024 eingeladen, dem größten Theatertreffen Bayerns, auf dem die sehenswertesten Produktionen des Freistaats gezeigt werden.
Ein Mann kehrt zurück, nach tausend Nächten draußen in der Kälte, in der Fremde. Nichts ist mehr, wie es einmal war. Im Krieg hat er alles verloren: Eltern, Hoffnung, Würde, Menschlichkeit. Nicht einmal sein Vorname ist ihm geblieben. Er heißt nur noch Unteroffizier Beckmann. Brauchen kann ihn keiner mehr und selbst der Fluss will ihn nicht haben. So wandert Beckmann durch seine einstige Heimat, auf der Suche nach jemandem, dem er die Verantwortung für all jene, die unter seinem Kommando gestorben sind, zurückgeben kann. Doch niemand will sie haben, diese Verantwortung. Verfolgt von Albträumen bleibt Beckmann draußen, vor der Tür, ein Grenzgänger zwischen Leben und Tod, Vergangenheit und Gegenwart.
Wolfgang Borchert zeichnet das Porträt einer ganzen Generation von Männern, die als Menschen gingen und als Täter wiederkamen. Beckmann ist einer von ihnen und dabei eine weit über die geschichtliche Verortung hinausweisende Figur. Er scheitert, von der Welt vollkommen entfremdet, an der zerstörerischen Macht des Krieges.
Trigger-Hinweis:
Die Inszenierung setzt sich auf sprachlicher und darstellerischer Ebene mit Kriegserfahrungen und Suizid auseinander.
„Die menschlich und gesellschaftlich brutalen Auswirkungen von Gewalt, Zerstörung und Tod deckt die Inszenierung, die Ort und Zeit im Vagen lässt, Schicht für Schicht auf. [...] Die Verdoppelung Beckmanns in den im vorderen Bühnenbereich zornig und wütend aufbegehrenden Beckmann (Thomas Mehlhorn) und seinen mut- und kraftlosen, deprimierten Zwilling [...] gehört zu den besten Regieeinfällen. Die teils synchron, teils leicht versetzt von beiden Beckmännern gesprochenen Textpassagen verleihen den Anklagen, Vorwürfen und Bemühungen des Heimkehrers, der 1000 Nächte in Gefangenschaft aushalten musste, einen Nachdruck von geradezu schauriger Intensität. [...] Die emotionale und psychische Wucht von Borcherts hellsichtigem Stück [...] kommt beim doppelten Beckmann, aber auch in den anderen Figuren voll zum Ausdruck.“ — (30.10.23)