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Schauspiel
Psychothriller
von Michel Marc Bouchard
Aus dem Französischen von Frank HeibertDauer: ca. 1 Stunde 35 Minuten | keine Pause
Zu allen Vorstellungen (außer Premiere) findet 30 Minuten vor Beginn eine Einführung statt.
Zu ausgewählten Vorstellungen bieten wir im Anschluss Nachgespräche an. Die Termine entnehmen Sie bitte dem Spielplan.
Toms Lebensgefährte kommt unerwartet und viel zu jung bei einem Autounfall ums Leben. Um an der Beerdigung teilzunehmen, fährt Tom aufs von Maisfeldern umgebene Land und trifft dort nicht nur erstmalig auf dessen Familie, sondern auch auf eine andere Welt mit völlig anderen Werten und auf ein Lügennetz, das ihm sein Partner hinterlassen hat. Mutter Agathe weiß nicht, dass ihr Sohn schwul war und, um die Trauer nicht zu stören, spielt Tom das Spiel mit. Anlass dafür gibt ihm aber auch Bruder Francis, der Tom unter Druck setzt und ihm klarmacht, dass er besser nicht die Wahrheit erzählt, sondern sich als Arbeitskollege des Verstorbenen ausgibt. Zwischen den beiden jungen Männern entwickelt sich eine zwiespältige, gewalttätige und erotisch aufgeladene Beziehung, welche in der Einsamkeit des Bauernhofs mehr und mehr eskaliert.
Strotzend vor Realität und beklemmend emotional trifft einen Michel Marc Bouchards Stück TOM AUF DEM LANDE direkt ins Mark. Der frankokanadische Autor hat einen komplexen Psychothriller geschaffen, in dem es um viel mehr geht als um Homosexualität, Familie, Provinz und Trauer. Das Setting mitten im Nirgendwo bietet dabei die atmosphärisch dichte Kulisse für ein düster-faszinierendes Kammerspiel, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint.
„Ein Berg von schwarzen Holzkreuzen, wie zufällig übereinander geworfen, liegt auf der Bühne, überragt von zwei aufgerichteten Kreuzen. In diesem Bild inszeniert Jakob Weiss das Kammerspiel mit verstörender Intensität. [...]
Alle vier Schauspieler beeindrucken in ihren Rollen: Gabriel Kähler zeigt als Tom einerseits die Trauer um den Geliebten, wechselt zwischen Furcht und Faszination gegenüber Francis. Maximilian Herzogenrath spielt Francis beeindruckend ambivalent zwischen Monster und Verletzlichkeit, Silke Heise verkörpert die Mutter als anfangs besorgt um den Gast, bis sie die Fassade durchbricht und endlich die verdrängte Seite von Tom sieht, die sie so lange nicht wahrhaben wollte. Und Anna Kiesewetter ist die prollige Sarah, die zunächst beim falschen Spiel noch mitmacht, aber schnell aus der verlogenen Situation ausbricht. [...]
Ein verstörendes, sehenswertes Stück im Theater Regensburg.“ — (3.4.2023)
„Es ist eine uralte Geschichte: Wer am Land lebt und anders ist als die anderen, lebt gefährlich. Weil die dort herrschende Enge sich traditionell nicht verträgt mit Plänen, die nach Freiheit, Offenheit und Selbstbestimmung streben. Das ist der hochenergetisch aufgeladene Kern von ‚Tom auf dem Lande‘. […] Und prompt tappt Tom, von Gabriel Kähler restlos überzeugend als janusköpfiger Schickimicki interpretiert, rein in die Klebefalle. Und die schnappt zu, wenn er sich … faszinieren lässt, von der vermeintlichen Authentizität der Arbeit auf dem Bauernhof und deren Streichelzoo-Charme erliegt. […] Unterdessen aber gerät er unter den dunklen Einfluss von Francis (von Maximilian Herzogenrath souverän als grobkantiger Kraftmensch und muskelbepackter Feinrippbolzen interpretiert). […] Die Mutter (meisterhaft: Silke Heise), vordergründig fürsorglich und warmherzig […] erweist sich schließlich als ein sich jeder Art von Realitätsakzeptanz verweigerndes, knorriges und grausames Familienoberhaupt.“ – (3.4.2023)