Der Zinnsoldat und die Papiertänzerin erobert wieder die Bühne im Jungen Theater.
Musiktheater
Tragikomödie mit Musik, eine groteske Oper
Musik von Peter Eötvös
Libretto von Kinga Keszthelyi & Mari Mezei nach MELANCHOLIE DES WIDERSTANDS von László Krasznahorkai
Deutsch von György Buda
Deutsche Fassung (2022/23) | Auftragswerk des Theater Regensburg
Dauer: ca. 95 Minuten | keine Pause
Mit freundlicher Unterstützung
Die Bewohner*innen einer Kleinstadt verspüren zunehmende Anzeichen einer drohenden Katastrophe. Die Verwirrung wird durch die nächtliche Ankunft eines Wanderzirkus mit dem größten ausgestopften Riesenwal der Welt und die Anwesenheit einer wachsenden Menge von Fremden weiter verschärft. Das Chaos beginnt mit unerbittlichen Plünderungen, Brandstiftungen und Morden, die nur um ihrer selbst willen begangen werden. Von dieser Menge wird der unschuldig naive János Valuschka erfasst, der unfreiwillig Mitglied der gewalttätigen Masse wird...
Die Oper VALUSCHKA ist eine bitterböse Parabel und komplexes Nachdenken über Macht und Übermacht. Sie basiert auf László Krasznahorkais Roman DIE MELANCHOLIE DES WIDERSTANDS, welcher 1989 - im Jahr des Mauerfalls und des Zusammenbruchs der alten sowjetischen Hegemonie in Osteuropa - herauskam. Auf der gleichen Geschichte beruht der Film DIE WERCKMEISTERSCHEN HARMONIEN (2000) des ungarischen Regisseurs Béla Tarr.
Peter Eötvös (1944–2024) gilt als einer der renommiertesten Komponisten unserer Zeit. Die groteske Oper VALUSCHKA existiert in zwei Fassungen. „In gewissem Sinne gibt es VALUSCHKA in zwei Versionen, da ich gleichzeitig auch die deutsche Version komponiert habe, welche im Februar 2024 in Regensburg vorgestellt wird.“ (Peter Eötvös)
„[...] eine opulent ausgestattete und in jeder Hinsicht überzeugend inszenierte Uraufführung im sehr realistischen Bühnenbild von Kristopher Kempf. [...]
Dirigent Stefan Veselka lässt dieses musikalische Glaubensbekenntnis angemessen grell gleißen und donnern [...].
Männerchor und Solisten meisterten diese sehr ernste Herausforderung durchweg beeindruckend, allen voran Benedikt Eder in der Titelrolle, Theodora Varga als dessen Mutter und Kirsten Labonte als herrschsüchtige Diktatorin.“ – (3.2.24)
„Der überwiegend melodramatische Stil – ein ausnotierter Sprechgesang zu einem symmetrisch aufgeteilten Orchester, das zart, aber pausenlos rumst, rasselt, faucht, schnarrt, rülpst, grunzt, pfeift und furzt – knüpft mit erweiterten Mitteln an den kabarettistischen Stil des ‚Pierrot lunaire‘ von Arnold Schönberg an.[...]
Es fällt auf, dass man beim [...] (Bariton) Benedikt Eder als Valuschka, einem phantastischen, bemerkenswerten Sänger und Darsteller, jedes Wort versteht [...].
Dafür gelingt es den Singenden überzeugend, eine vokale Physiognomie ihrer Figuren zu erschaffen: füchsische Geschmeidigkeit bei Kirsten Labonte als Bürgermeisterin Tünde, glühende Sinnlichkeit unter gehetzter Angst bei Theodora Varga als Valuschkas Mutter Frau Pflaum, rechtschaffen zermürbte Güte bei Roger Krebs als Professor, schneidig-lüsterne Leutnantseleganz bei Jonas Atwood als Mann im Lodenmantel und eitel flackernde Nervosität bei Hany Abdelzaher als Zirkusdirektor.“ – (4.2.24)
„Unmöglich, alle in diesem männerlastigen, durchwegs überzeugenden Ensemble hervorzuheben – eine mehr als eindrückliche Gesamtleistung. Inklusive Graben: Das Philharmonische Orchester Regensburg unter Generalmusikdirektor Stefan Veselka ist stark, weil vielfach solistisch gefordert – und geht doch wie selbstverständlich mit der kniffligen Partitur um.[...]
Man spürt, welchen Respekt Ritschel und sein Team dem Komponisten entgegenbringen [...].“ – (4.2.24)
„Dass Valuschkas Bemerkung ‚Einen Schnee wird es nicht mehr geben.‘ von der Regie mit leisem Schneerieseln konterkariert wird, ist ein ziemlich schwacher Trost für einen düster irritierenden, verunsichernden Opernabend. Dass der neue Eötvös in Regensburg dafür hochprofessionell umgesetzt wurde, war eine Voraussetzung dafür. Und ein gutes, weiteres Argument für die anstehende Erhebung des Hauses in den Rang eines Staatstheaters.“ – (4.2.24)
„Am Anfang, wenn sie alle so tun, als würden sie auf ihren altmodischen Holzbänken von einem fahrenden Zug durchgerüttelt oder sich in einem runtergekommenen Wartesaal langweilen, könnte man fast vermuten, dass es witzig wird an diesem Abend in der neuen Oper ‚Valuschka‘ von Peter Eötvös. Man redet von den üblichen Verspätungen. Ganz so, wie hierzulande heutzutage. Aber es wird nicht witzig – ganz im Gegenteil. Der Titelheld endet in der Nervenheilanstalt, die Gesellschaft ‚draußen‘ in einer finsteren Diktatur.“ – (4.2.24)
„Die Uraufführung von Peter Eötvös’ neuer Komposition ‚Valuschka‘, ein groteskes Theater mit Musik und politischem Tiefgang [...]
Unter der musikalischen Leitung von GMD Stefan Veselka und der Regie von Intendant Sebastian Ritschel gelingt eine packende Inszenierung entgegen üblichen Opernerwartungen. [...]
Von Stefan Veselka überaus präzise, kraftvoll energetisch und zugleich subtil dirigiert werden alltägliche Geräuschkulissen, atonale Dystopie, aufblitzende klassische und populäre Melodien als Ausdruck psychischer Spannungen und harmonischer Integrität hörbar.“ – (4.2.24)
„Das Theater Regensburg wagt sich mit Erfolg an ein schwieriges Werk von Komponist Peter Eötvös.
Das größte Lob bei der Uraufführung der Oper ‚Valuschka‘ von Peter Eötvös in deutscher Sprache gehört eindeutig Generalmusikdirektor Stefan Veselka. Zusammen mit den fantastischen Sängern und Sängerinnen aus dem Ensemble und dem erstaunlich anders besetzten und aufgestellten Orchester gestaltet er – trotz der Sprödigkeit der Musik – einen musikalisch aufregenden Abend.“ – (4.2.24)
„Handwerklich aber ist die Aufführung eine Freude. Wie Regisseur-Intendant Sebastian Ritschel auf eine Abstraktion der Gefahr verzichtet. Stattdessen erzeugt er mit gleichsam klassischen Mitteln des Bühnenbilds und der Personenregie eine morbide, optisch nur wenige Jahrzehnte in der Vergangenheit verortete Kleinstadtszenerie, in der der beklemmende Gegenwartsbezug dieser aus Geschichtserfahrung gespeisten mikrokosmischen Dystopie umso konkreter greifbar wird.“ — (7.2.24)
„Ein Drama der Moderne, ein starker Stoff am Theater Regensburg.“ – (9.2.24)
„Kristopher Kempf schuf ein wandlungsfähiges Bühnenbild, zeigt die Kulisse einer alten Stadt und schafft daraus tiefe Innenräume. Für Regie und Kostüme ist Sebastian Ritschel verantwortlich, er führt die Zuschauer gekonnt in diese Kleinstadt im Dreißiger-Jahre-Interieur, die doch so aktuell gesehen werden kann. Ungewöhnliche Klangkörper und eine fragile Orchestrierung meistert GMD Stefan Veselka, in den Partien von Theodora Varga, Kirsten Labonte, Svitlana Slyvia, Roger Krebs, Jonas Atwood und dem beeindruckenden Benedikt Eder zeigt sich einmal mehr die beachtliche Qualität des Regensburger Ensembles.“ – (10.2.24)
„[...] le spectacle proposé au Théâtre de Ratisbonne est d'une belle force musicale et scénique. [...] Dans la mesure où la partition le leur permet, les chanteurs, visiblement bien préparés, parviennent à donner un grand relief à leurs personnages, à commencer par Kirsten Labonte dans le rôle de l'ambitieuse Tünde, qui tire profit du chaos pour imposer un ordre nouveau à son avantage ; issue de la troupe maison, la distribution illustre le haut niveau musical qui, contrairement à ce qu'on croit souvent en France, est souvent atteint par les théâtres allemands même en dehors des capitales des Länder.“ – (10.2.24)
„Mit der Vertonung von László Krasznahorkais „Melancholie des Widerstands“ als Parabel auf sich unmerklich einschleichende gesellschaftliche Bedrohungen und Machtergreifungen, trifft Péter Eötvös einen Nerv der Jetztzeit. Eine diskursive Rahmung erhalten die Regensburger Aufführungen dafür durch Vor- und Nachgespräche, in denen Chefdramaturg Ronny Scholz engagiert mit einem interessierten Publikum in den Dialog geht. Das Theater Regensburg sieht die Notwendigkeit eines Vermittlungsauftrags, um über traditionelles Repertoire hinaus aktuelle Impulse der Gegenwartskultur in sein Programm aufzunehmen.“ — (März 2024)
„Benedikt Eder in der Titelrolle des Valuschka besticht, wie das ganze Ensemble, nicht nur durch ein gesangliches Niveau, das jeder namhaften Bühne zur Ehre gereichte, sondern auch als subtiler Schauspieler. Überhaupt mag die Regensburger Inszenierung im Vergleich mit anderen, stilisierten Inszenierungen zeitgenössischer Opern, in der Führung der Solist*innen und des Männerchors ein wenig konservativ erscheinen, aber sie ist auch eminent bühnenwirksam. Ein Sonderlob gebührt dem Bühnenbild von Kristopher Kempf, etwa einem senkrecht aufsteigenden Zugwaggon oder einer Gastwirtschaft, die an Auerbachs Keller gemahnt.“ – (11.3.24)